Zur Frage ob es in Panama Rassismus gibt,
habe ich im US-dominierten Yahoo- "Panama
Forum" eine interessante Diskussion gefunden, die ich hier
unten in ihren informativsten Teilen wiedergebe.
Meine eigene Erfahrung ist, daß Panama
tatsächlich schon aus historischen Gründen ein Schmelztiegel der Rassen
("crisol de razas") ist.
In meinem persönlichen Erfahrungsbereich (meine angeheiratete Familie und
Freundeskreis) wird mit der unterschiedlichen Herkunft sehr
freundschaftlich und liebevoll umgegangen, wobei die Charakterisika wie
Hautfarbe oder andere physische Merkmale keineswegs unter den Teppich
gekehrt werden, was sich in Begriffen wie "cholo" (für
"Indio") oder "chombo" (für "Schwarzer") im
Unterschied zum "blanco" ("Weißer") ausdrückt.
Da die meisten Panamaer irgendwo in ihrer Ahnenfamilie mit Indios oder/und
mit Personen afrikanischer Herkunft genetisch vermischt sind, haben sie
die entsprechenden physischen Merkmale, und die Bezeichnung "cholo"
(liebevoll auch cholito, cholita) ist meist nicht offensiv. Ich kenne z.B.
ein junges Pärchen, in dem "sie" von einer Großmutter deutlich
negroide Merkmale geerbt hat. Ihr Freund nennt sie liebevoll "mi
chomba", was sie umgekehrt dazu motiviert hat, ihn "chombo"
zu nennen, ob wohl er eher "blanco" als "cholo" und
keineswegs "chombo" ist. Diese Bezeichnung ist für ihn dadurch
auch bei Freunden zum Spitznamen geworden.
Einen Panamaer mit afrikanischer Abstammung beschreibend als "negro"
zu bezeichnen ist nach meiner Beobachtung im Gegensatz zu den USA nicht
negativ, zumal die englischsprachige Unterscheidung zwischen "black"
und "negro" im Spanischen nicht existiert. Das Pendant zum in
den USA politisch korrekten Begriff "afro-american" ("afro-panameño")
scheint nicht üblich zu sein, ich habe es noch nicht gelesen oder
gehört. Vielleicht ist dies ein Zeichen für den eher unkomplizierten
Umgang der Panamaer mit dieser Thematik.
"Cholita" kann im Übrigen sehr wohl ein Kosewort für eine Frau
mit entsprechenden physischen Charakteristika sein, allerdings wird das
Wort "cholita" mitunter auch für eine etwas naive Person
benutzt, in Anlehnung an die meist wenig gebildeten Indio-Mädchen aus den
Stammesgebieten im Landesinneren, die oft schon mit 13 Jahren verheiratet
und Mutter werden und deren Schulbildung häufig von den eigenen Eltern
als "überflüssig" angesehen wird. Z.B. höre ich manchmal
jemand sagen "en esas cosas soy cholita" (in diesen Dingen bin
ich etwas unbedarft).
Solche Begriffe können aber auch offensiv sein, es kommt dabei sehr auf
den Zusammenhang an.
Um dies zu vermeiden redet man z.B. von den Indios in respektvoller Form
als "indigena", sofern man nicht den eigentlichen Stammesbegriff
wie Ngobe oder Kuna verwendet. Einen Fremden, speziell einen Indio als
"cholo" zu bezeichnen kann durchaus herabsetzend sein,
besonders, wenn zu erkennen ist, dass es diskrimierend gemeint ist.
Als Ausländer, der vielleicht noch nicht viel Gespür für die Feinheiten
der Sprache hat, vermeidet man am besten diese volkstümlicheren Begriffe
ganz.
Die chinesischen Einwanderer sind
überwiegend unter sich geblieben und vielfach im Handel tätig. Der
Begriff "el chino" wird daher vielfach nicht nur als rassisches
(oder nationales) Charakteristikum benutzt, sondern beinhaltet oft auch
eine soziale Kategorie.
In letzterem sozialen Sinn (kaum jedoch
auf "rassischem" Hintergrund) findet man gelegentlich auch
Äußerungen über jüdische Mitbürger, da einige der größeren
Handelsketten in Panama angeblich im Besitz jüdischer Familien sind.
Generell findet man aber wenig Antisemitismus in Panama. Martinellis
unvorsichtige pro-israelische Äußerungen bei seinem Besuch in Israel
sind vor allem deswegen auf starke Kritik in Panama gestoßen, weil sie
die wegen der Rolle des Kanals erforderliche Neutralität gefährdeten.
Neben dem allgemein recht respektvollen
Umgang mit rassischen Charakteristika in meiner konkreten Umgebung erlebe
ich allerdings in Kommentaren auf panamaischen Internet-Foren (z.B. denen
der Zeitungen "Panama
America" und "La Prensa")
von einigen (anonymen) Schreibern ausgeprägt rassistische Äußerungen,
speziell gegen Schwarze und Indios, aber auch teilweise gegen Juden (sehr
viel weniger) und gegen Ausländer allgemein, womit sowohl die "gringos"
als auch mittel- und südamerikanische Zuwanderer gemeint sind. Besonderer
Hass und Vorurteile scheinen bei vielen gegen Kolumbianer zu bestehen,
wohl wegen der Rolle dieses Landes im Drogenhandel, der in der
Verbrechensszene Panamas eine große Rolle spielt. Natürlich sind
keineswegs alle Kolumbianer Delinquenten, es gibt im Gegenteit viele
geschätzte und gute kolumbianische Handwerker in Panama, aber von denen
redet kaum einer.
Beinahe komisch wirkt der Hass macher gegen alles kolumbianische vor allem
dann, wenn man bedenkt, daß es gerade etwas mehr als 100 Jahre her ist,
dass Panama eine Provinz Kolumbiens war, dass also die meisten Panamaer
wohl kolumbianische Vorfahren haben.
Das gleiche gilt für die anzutreffende Geringschätzung für die Indios,
von denen wohl die meisten Panamaer Gene in ihrer Erbmasse tragen.
Allerdings muß dazu gesagt werden, dass in diesen Foren oft generell ein
ausgesprochen unziviler Ton herrscht, mit Hasstiraden gegen Ausländer,
Gewerkschaften, linke Politiker, Journalisten und Regierungskritiker.
Gelegentlich überwiegt diese Ignoranz, Intoleranz und der Mangel an
Respekt vor bürgerlichen und konstitutionellen Freiheitsrechten derart,
dass man denken könnte, dass in Panama eine Mehrheit für eine Diktatur
existiert.
Glücklicherweise ist dies eine Verzerrung der Realität, diese Art
Kommentare ist sicher nicht repräsentativ für die Mehrheit der Panamaer.
Wie überall, sind Vorurteile auch hier in erster Linie ein Zeichen von
Ignoranz und Mangel an sozialem und politisch-historischem Bewußtsein,
meist begleitet von einem Mangel an genereller Bildung, gepaart mit
übersteigertem Nationalismus.
Generell sind die Panamaer nach meiner
Beobachtung nicht besonders ausländerfeindlich oder rassistisch.
Ein sehr guter Kenner der panamaischen Mentalität und Geschichte ist Eric
Jackson Malo, Herausgeber der Panama
News.
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Eric Jackson
Malo, Herausgeber der Panama
News:
Panama has racism and a racial pecking
order of sorts, at which the indigenous people are on the lowest rung, and
is a society in which anti-Chinese racism is socially accepted, and in
which the economy and to an only slightly lesser extent the government are
dominated by a wealthy fringe of the less than 10% white minority. Them's
the facts.
But the United States is obsessed with race and Panama is not. The most
basic fault line here is class, while in the USA it's race.
I think that Panama is different from the USA in its racial attitudes
largely because of the Catholic influence, as way back when Protestant
denominations used to condemn interracial marriages while the Catholic
Church never did so. Plus, although we had slavery here it was never a
crime to teach a black person to read, as it was in most southern US
states. The Cimarrones, African slaves who ran away and set up
African-style villages in the jungle, also kept alive a cultural
alternative to the slavish mentality.
But see if you can find a Panamanian tour guide who will tell you that
Panama Viejo, or Fort Geronimo in Portobelo, or Fort San Lorenzo were
built by black slaves. For that matter a lot of them won't acknowledge
that most the people who actually built the Panama Canal were black people
from the West Indies.
From that legacy and other waves of immigration, we have a substantial
English-speaking community of Afro-Antillean origin, although this has
been diminished in recent decades by emigration to the United States. It's
one reason why I have problems with the formulation "expat community,"
as Panama has had English-speaking people here on a permanent basis since
the late 1840s, with people coming and going. From my years of observation
I notice that much of the promotion of an "expat community"
takes that marketing demographic to be rather exclusively white, and much
of this promotion is oriented toward telling newcomers that they should
not trust and do business with other English-speaking people established
here, but use the self-appointed leaders and spokespeople of the "expat
community" as their guides, mediators, real estate and insurance
people and so on.
But someone who comes here from abroad, circulates around, asks a variety
of people the right questions and so on, will figure out who is who and
what is what. The thing is to avoid making the heavy decisions too quickly,
on too little information, so as to get cemented into a situation that may
not be personally optimal or, worse yet, seeing everything you have
devoured by some hustler who convinces you that since (s)he is also an
expat (s)he is therefore your friend.
You may run across a few folks with whom you do not want to do business in
Panama Forum, but if you really want to associate with predatory people
there are other groups that kind of specialize in that.
The bottom line is that Panama is a good place to retire but not a perfect
society, and that you will do much better if you come here with your eyes
open and without too many illusions.
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Reggie:
I concur with most of what Eric states
here about the inter-racial relations, with the exception of the Indio
people at the bottom.
The Kuna seem to be an exception. They are not at the bottom of the
pecking order, but seem to have a separate position all there own that
appears to be slightly above the average Panameño.
As to who is at the top? The the rich Panamanians, Rabi-blancos, the old
family zonies, and white people in general.
As to the statement of who to watch out for in your business dealings...
well you can add to the top the get rich quick carpet baggers from CR,
and then go right on down the same order as above.
But then that is just following stereotype, but then there IS a reason
for stereo type.
These are my own viewpoints, your mileage may vary, yadda... yadda...
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Eric Jackson
Malo:
Parts of Kuna Yala are awash with drug
money, and the urban Kunas are well organized. Among indigenous groups
the Kunas are overall the best off, which dates right back to this
vicious little race war that was the Dule Revolution in 1925.
The Ngabe are the biggest indigneous population, and severe poverty is
universal among them.
The Naso are a small, destitute
population.
The Embera and Wounaan are trying to
hang on, but mostly their traditional economy has been destroyed.
I don't know the BriBri or the Bokota
and barely know the Bugle, but these are all small, marginalized peoples.
A very few Zonies married into the rabiblancos, but the Zonians were
middle class Americans, the upper end of which is rich for here but
there aren't any Zonians in Martinelli's economic circles.
White people are maybe 8 or 9 percent of Panama, but by no means are all
fulos or fulas rich and some are actually quite poor.
And the gringos who came from Costa Rica to look for victims here? It
was generally because they were thrown out of Costa Rica, or knew that
their welcome would not last too long. Seems that along with the
post-9/11 Canadian snowbirds who decided to winter here rather than in
Florida, some of Canada's criminal element came.
Anmerkung zu den verwendeten Begriffen, die sich kaum im
Wörterbuch finden lassen:
Kuna Yala, Ngabe (sprich "Nabe" oder "Nobe"), Naso,
Embera, Wounaan, BriBri, Bokota, Bugle sind eingeborene ("Indio"-)
Völker Panamas.
"zonies" sind die Bewohner der (ehemaligen US-) Kanalzone.
"rabiblancos" sind die überwiegend die Wirtschaft und Politik
beherrschende "weiße" reiche Oberschicht. Wörtlich: "Weißärschige"
"fulos / fulas" bezeichnet hellhäutige ("weiße")
Menschen. ("fulo" ist in Panama Synonym
von "rubio" = "blond")
"gringos" sind die US-Amerikaner, manchmal sind auch Kanadier
gemeint. |