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Nationalcharakter
Oder: wie sind die Panamaer?

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  Zunächst einmal sollte man vielleicht fragen: Wie sind DIE Deutschen? 
Fleissig, pünktlich, pflichtbewusst, aufrichtig, kulturbewusst? 
Oder streberhaft, besserwisserisch, autoritätshörig bezw. autoritär, stur und ständig Bier saufend?

Es wird schnell klar, dass weder alle so noch so sind, es gibt die Einen wie die Anderen und positive Eigenschaften wie prinzipientreu oder präzise haben ihre negativen Überzeichnungen wie stur oder pingelig. 

Vieles hängt vom Charakter der Einzelperson ab. Aber dennoch ist es sicher nicht zufällig, dass sich Bilder wie die vom fleissigen, gebildeten und zuverlässigen Deutschen international halten. 
Kant, Hegel, Beethoven und Bach sind Synonyme für deutsche Kultur und darauf dürfen wir auch stolz sein ... wenn wir nicht vergessen, dass Deutschland auch Hitler und Göbbels, Ulbricht und Honecker, Stasi und Gestapo mitsamt den sie unterstützenden Bevölkerungsteilen hervorgebracht hat.

All das sollte die Frage nach dem Nationalcharakter etwas relativieren.
Dennoch findet man in Panama (und vermutlich auch in anderen lateinamerikanischen Ländern) Verhaltensweisen die zwar nicht einzigartig und in gewissem Masse auch in Deutschland zu finden, hier aber sehr viel ausgeprägter sind.

Einges davon mag mit dem Grad der industriellen Entwicklung zusammen hängen, die ihre Auswirkungen auf den allgemeinen Bildungsstand hat, anderes mit Traditionen, die auf die gewaltsame Kolonisierung durch die Spannier und deren eigenen, teilweise von den Arabern übernommenen kulturellen Traditionen zurückführbar sind.

Möglicherweise hängt manches auch mit dem Klima zusammen, wie eine andere Einstellung zur Arbeit ("Arbeit adelt" vs. Kultur des "Mañana"), die selbst in Europa in mediterranenen Ländern anders ist als in Mittel- und Nordeuropa.

Wer nach Mittelamerika kommt wird schnell feststellen dass oft ein gegebenes Wort nicht viel bedeutet, ein Versprechen oft keine bindende Wirkung hat, der Begriff "mañana" nicht wörtlich mit "morgen" übersetzt werden kann, und man Handwerkern am Besten keinen grösseren Vorschuss gibt. 
Dies soll nicht die Panamaer alle und als solche schlecht machen (es gibt immer wieder rühmliche Ausnahmen), aber wenn man um diese Dinge weiss und mit ihnen rechnet, ist die Enttäuschung vielleicht geringer und man weiß umsomehr zu schätzen, wenn man auf ganz andere Leute trifft. Im Übrigen sind die hier beschriebenen Dinge keineswegs auf Panama beschränkt.

"Juega vivo" ist ein Begriff, der schlecht wörtlich zu übersetzen ist, aber etwa soviel wie "austricksen, ausnutzen, übervorteilen" bedeutet. Wörtlich bedeutet "juega" = "(jemand) spielt" oder "spiele" und "vivo" bedeutet etwa "schlau", auch "aufgeweckt". 

Es scheint manchmal, dass "juega vivo" hier eine Lebensphilosophie oder gar ein Nationalsport ist und das erstreckt sich von der Frau, die sich in der Schlange an der Kasse vordrängelt (nicht unbekannt auch in Europa) über den Taxifahrer, der vom unerfahrenen Ausländer den doppelten Tarif verlangt, den Handwerker, der für Ausländer einen "Spezialtarif" hat oder immer wieder neue Stories erfindet, weshalb er mehr Geld braucht oder nicht zum vereinbarten Termin fertig wird oder vielleicht sogar mit dem Vorschuss für's Material auf Nimmerwiedersehen verschwindet. 

Man wundert sich nach einer Weile nicht mehr, dass man mit jemandem einen Termin vereinbart, der Andere aber weder erscheint, noch den Termin absagt.

Das "juega vivo" schliesst nicht den Rechtsanwalt aus, der Vorschuss verlangt und dann nichts mehr tut oder einen Prozess bewusst verlängert, um mehr Honorar zu verdienen. Ich habe von Fällen gelesen, in den ein Anwalt treuhänderisch verwaltete Gelder für eigene Zwecke verwendet hat und habe es selbst erlebt, dass ein Anwalt bei einer Kaufverhandlung zwar anwesend war, aber nicht ein mal den Mund geöffnet hat, den von der Gegenseite aufgesetzten Vertrag nicht einmal angesehen hat und entsprechend seinen eigenen Klienten auch nicht auf einseitige Klauseln aufmerksam gemacht hat, dann aber dennoch für den Vertragsabschluss, zu dem er nichts beigetragen hatte, volles Honorar verlangt hat.

"Juega vivo" ist es auch, wenn ein Krankenhaus bei einer notwendigen Operation noch ein paar unnötige aber auszubildende Assistenzärzte beizieht und anschliessend voll in Rechnung stellt. 

Und es geht weiter mit dem Bürgermeister, der entgegen Umweltschutzbestimmungen den Sand der Strände seines Amtsbezirks an Baufirmen verscherbelt, den Corregidor (eine Art lokaler Richter), der Freunde und Verwandte (oder Verwandte des Bürgermeisters) bevorzugt behandelt und gegebenenfalls die einschlägigen Gesetze "nicht kennt" oder schlicht ignoriert. 

Es bezieht den Verkehrspolizisten mit ein, der einen Autofahrer wegen angeblicher Geschwindigkeitsüberschreitung stoppt, aber schnell erkennen lässt, dass man das "privat regeln" könne. 

Und warum auch nicht? Schliesslich liest er täglich in der Zeitung wie die gewählten Politiker und deren von ihnen in hohe Ämter eingesetzten Freunde und Verwandten ganz andere Beträge aus öffentlichen Kassen in die eigene Tasche "umleiten" und Gesetze missachten. 
Wenn selbst ein Regierungschef die Verfassung nach eigenem Gutdünken interpretiert, wenn die Justiz den momentanen politischen Gegner wegen eines Vergehens streng verfolgt, aber einen anderen Beamten, der schlimmeres getan hat, in Ruhe lässt, wenn die Reichen und Mächtigen fast immer Recht erhalten und die Armen sich mit Almosen abfinden müssen, wie soll sich da ein fundiertes Empfinden für Recht und Unrecht entwickeln? 

Mit welchen Werten soll ein Kind aufwachsen, wenn seine Eltern den Lehrer bei zu Recht gegebenen schlechten Noten mit allen Mitteln dazu bringen wollen, die Noten zu ändern, "bestenfalls" mit eindeutigen Angeboten und schlimmstenfalls mit Druck unter Ausspielen von politischen oder verwandtschaftlichen Beziehungen?

Welche staatsbürgerlichen Werte sollen Menschen haben, wenn die von ihnen gewählten Politiker die Politik in erster Linie zur persönlichen Bereicherung und zur Perpetuierung ihrer Macht nutzen? Wenn staatliche Angestellte bei jedem Regierungswechsel nach Belieben und parteilicher Zugehörigkeit, aber ohne Berücksichtigung beruflicher Qualifikation ausgewechselt werden? Wenn gewählte Abgeordnete nach der Wahl die eigenen Reihen verlassen, weil ihnen die neue Regierungspartei Vorteile (Posten, Aufträge für die eigen oder familiäre Firma, Verzicht auf Strafverfolgung wegen Amtsmissbrauchs oder Korruption) verspricht? 
Wenn die Zugehörigkeit zur "richtigen" Familie oder Partei beruflich oft wichtiger ist als Qualifikation?

Die hier gemachten Anmerkungen zum Verhalten der politisch und wirtschaftlich Mächtigen beschränkt sich übrigens nicht auf eine bestimmte Partei oder Regierung. Zwar verspricht jeder Kandidat in den Wahlen, er würde das alles ändern, die Korruption und Vetternwirtschaft abschaffen, aber bald nach den Wahlen ist klar, dass nichts davon anders ist, nur die Personen, die sich bedienen, sind andere.
Man sagt dazu hier "más de lo mismo", mehr von der selben Suppe.

Die Frage ist, passt sich der Bürger da seinen "Vorbildern" an oder sind diese Strukturen ein Ausdruck eines Volkscharakters? Ich weiss es nicht. Wahrscheinlich ist es ein Teufelskreis, der schwer zu durchbrechen ist und vom Einzelnen besondere Charakterstärke verlangt, um sich nicht zur Teilnahme verleiten zu lassen. Glücklicherweise gibt es auch diese Anderen in Panama, Menschen, die starke soziale und moralische Werte haben und versuchen, sie ihren Kindern zu vermitteln. Es gibt sie im Arbeitsleben, im Erziehungswesen, in den Kirchen ... und vermutlich sogar in politischen Organisationen. Ich habe das Glück, selbst vorwiegend von solchen Menschen umgeben zu sein, aber treffe immer wieder auch auf die Negativbeispiele. Und nach dem was ich in den Zeitungen lesen kann, sowohl in den Nachrichten als auch in den Internetforen, sind diese Negativbeispiele keine unbedeutende Minderheit. 
Dass diese Sicht nicht einfach die eines "Zugereisten" ist, der diese Dinge nach seinen mitgebrachten Kriterien beurteilt, zeigt sich wohl auch daran, dass sie auch von manchen Panamaern selbst als schwer erträglich und änderungsbedürftig angesehen werden.

Im folgenden ein kurzer Gedanken- und Erfahrungsaustausch zwischen zwei Mitgliedern eines vorwiegend von US-Amerikanern genutzten Internetforums, der mich zu diesen Reflexionen angeregt hat.

 

TG:
I had someone ask me recently about why I feel Panamanians and even
Expats here are narcissistic.  
Now I'm not saying that all are, but the many I have met and observed seem to be.
This is just my reply.  
If your immersed in the culture here, you pick up on it
in about an hour.    

Someone hurt, broke down on the road, an old lady with a bunch of groceries. People here keep right on going. don't stop, won't help.    

An example:  Young woman was beaten, raped and thrown out a second floor window naked & bleeding by her boyfriend. People just standing around watching her cry for some help. No one lifted a hand to help. Not a blanket, a shirt, no comforting, no calling the police, nothing.  
My wife and I happened to be driving by. I got out my car and wrapped her in a blanket I keep in the trunk while my wife called the police.
After the police and ambulance got there, my wife and I left.  
This is when my wife explained to me that this woman had been sitting on the pavement bleeding and naked for more then half an hour. No one did anything but watch. My wife said the main theme was, "it's none of my business".
 

Yet they all stood around gawking at her the entire time.   They weren't even phased a bit when I was chastising all of them rather loudly about being bad catholics, non-christian and in-humane.    

This is what I mean by narcissistic. Severe indifference that is a part of narcissistic behavior.    
Most of the expats I've seen here are the same way. Just keep on driving and don't get involved. Like the girl in the taxi the other day. Banging on the window and screaming for help & people just looking on.
  Reminds of why I dislike NY so much.   You rarely see someone hold a door for someone and when you do there is rarely an acknowledgment, let alone a thank you.  

S.G.:
I'm not sure you can extrapolate an individual personality disorder to an entire nation, or other large group of people, or a culture.

I see it as more of a symptom of the clan mentality. Latin American derives much of its culture from Spain, which in turn derived much of its culture from the Arab world. While times have changed and there has been much intermingling with other cultures, Latin America still seems to be largely a clan based culture. In such a culture, the concept of having a duty towards a nation, a people, a neighborhood, or to anything beyond the clan (or family) is simply an alien concept. In such a culture, there is really no "society" as such, there's only your clan. Thus, you might put your life on the line for a clan/family member, but those who are outside that group are simply of no value and one does not go out of one's way to help even if the risks are minimal.

I may be dead wrong, but I think this explains a lot of things: the general passivity in the face of governmental abuse, the willingness to throw trash everywhere, the willingness to tolerate corruption, the lack of any real patriotism beyond episodes of pseudo-nationalism.

CDY:
One thing I would mention - don't attibute these traits to all Latinos, much seems to be Panamanian traits - people don't throw their trash in the street in Colombia - the cultures are similar but actions much different.

The GF was mugged two years ago in Cangrejo at night - attacked by a guy with a knife - several secutity guards - guarding apartment buildings witnessed the attack - not one went to her asistance or helped afterwards. In Colombia the guards would have blased the guy with the little shotguns they carry.

Had some drinks at the local sports bar across from the Marriott the other night - the owner is a gringo - been in Panama for 8 years and 2 years in CR before that - asked how he liked Panama vs CR.
He liked Panama better but wished it was full of Costa Ricans instead of Panamanians.

I run across that a lot here, many gringos I run into seem to become disenchanted with the people here, sure they have some good local friends but overall they have a pretty negative opinons towards the locals - these are not retirees most have businesses here - probably a lot different perspective if you are retired.

Personally my dealings have been pretty positive - but I can see the instances that make others upset.